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UX Prototyping Blogartikel GARAIO
Dominik Schendl06. November 20233 min read

Frühe Prototypen. Erst probieren, dann studieren.

Irgendwie fange ich an zu überlegen, ob man den Antrag stellen könnte, Prototypophobie in die Liste der Phobien aufzunehmen. In solchen Fällen ist das höchste der Gefühle ein Screen Design am Ende der Konzeptionsphase. Dabei entgeht einem da so viel. Zeit für eine kleine Konfrontationstherapie.

Die Prototypen-Typen

Im Grunde gibt es drei grobe Kategorien. Diese Einteilung beschreibt, wie treu der Prototyp in Funktionalität und Design der fertigen Lösung ist. In Fach-Englisch heisst das dann «Fidelity». Es gibt also die Einstufung in Low-Fidelity, Middle-Fidelity und High-Fidelity. Wenn Sie wie die coolen Kids klingen wollen, dann sagen Sie Lo-Fi, Mid-Fi und Hi-Fi.

Wie man sich denken kann, bedeutet dies, dass Lo-Fi Prototypen noch in keiner Weise das fertige Produkt repräsentieren. Wohingegen Hi-Fi Prototypen vom zu erwartenden End-Produkt kaum zu unterscheiden sind. Der Übergang zwischen diesen Typen ist fliessend. Zudem ist es wichtig zu verstehen, dass sich die Treue nicht nur auf das visuelle Design bezieht, sondern auch auf die Ausprägung der Funktionen und die Interaktivität. Das gilt sogar für Lo-Fi Prototypen. Fangen wir also von vorn an.

Low-Fidelity: Der tut nichts, der will nur zeigen

Die Qualität der Lo-Fi Prototypen ist ihre Kurzlebigkeit. Es ist gedacht, dass solche Prototypen mit ganz wenig Aufwand erstellt und verworfen werden, wenn deren Zweck erfüllt ist. Was ist also dieser Zweck? Visualisieren von Ideen.

Es ist beeindruckend, wie schnell man mit ein paar Strichen selbst komplexe Zusammenhänge veranschaulichen kann. Anstelle ewiger Diskussionen und seitenlangen Beschreibungen, werden ein paar schematische Boxen und Striche aneinandergereiht und dann erklärt. Dadurch kann man viel leichter und vor allem schneller verständlich machen, wie man sich die Idee vorzustellen hat. Diese Skizze kann dann mit anderen Ideen ergänzt, angepasst, ersetzt oder komplett verworfen werden.

Dabei haben Lo-Fi Prototypen keine tatsächlichen Funktionen, sondern zeigen jede Ausprägung, die eine Funktion darstellen soll als eigenen Screen. Es ist aber dennoch möglich, bereits diese geringen Prototypen zu testen. Man hat etwa eine konkrete Screen-Abfolge für eine Idee. Dann befragt man zu dieser Screen Abfolge erste Stakeholder. Also mehr ein Interview zu den Screens als ein User Testing. So etwas nennt man auch Walkthrough. Eine mächtige Methode, wenn es darum geht neue Ideen und Optimierungen zu validieren, bevor es teuer wird. Doch wo fängt «Low» eigentlich an? Sagen wir so: Prototypophobiker müssen jetzt ganz stark sein.

Wie tief kommst du runter?

Wenn ich von Low-Fidelity schreibe, meine ich wirklich Low. Denn kennen Sie das beste Framework, um ganz frühe Prototypen für Handy-Apps zu bauen? Die Antwort ist: längliche Post-it und ein Filzstift. Denn auf der extremen «low» Seite des Lo-Fi Spektrums befinden sich sogenannte Papierprototypen. Jedes Blatt repräsentiert dabei ein Screen. Man skizziert die rudimentären Elemente und macht dabei so viele Screens, wie es nötig ist, um die Idee mit etwas Erklärung verständlich zu machen. Dabei kann jede Iteration etwas komplexer und genauer werden. Jetzt raten Sie mal, das ideale Prototyp-Framework für Desktop Applikationen – A4 Blätter. Genau.

Im digitalen Zeitalter gibt es selbstverständlich papierlose Mittel, um ähnliches mit gleichem Aufwand zu erreichen. Damit Sie aber wirklich zu verstehen, wie grobschlächtig und simpel frühe Prototypen sein können, erwähne ich explizit die oft übersehenen Papierprototypen.
Und bevor Sie sagen, dass Ihr Produkt oder System zu kompliziert dafür ist, möchte ich Sie fragen, ob es komplizierter ist als ein Spaceshuttle zu bauen. Denn die ersten Prototypen der NASA Spaceshuttle waren wortwörtliche Papierflieger. Googeln Sie es nach.

Was heisst das alles?

Frühe Prototypen fördern die Qualität des Endprodukts, da sie Raum für kontinuierliches Feedback und Verbesserungen bieten. Entwickler können die Prototypen nutzen, um bessere Aufwandschätzungen zu betreiben und zielgerichtete technische Konzepte zu erstellen. Das spart nicht nur Nerven, sondern auch Zeit und Geld. Keine Angst, wir helfen dabei gerne.

Prototyen erstellen

 

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