Kleiden wir uns aufgrund der Erfahrungen mit der Pandemie bei der Arbeit anders als zuvor? Wurde die Kleidung danke Remote Work nur noch zu einem Nebenprodukt oder kann diese immer noch einen positiven Effekt auf den Erfolg im Job haben? Was ich darüber denke und welche Rolle die Kleidung im Thema Employee Experience einnimmt, lesen Sie in diesem Blogbeitrag.
David Hasselhof hat einmal gesagt: «Welcome to Baywatch. Our team is the elite of the elite. We're the heart and soul of this very beach. We protect when other people don't want to protect, and we go above and beyond.»
Sie fragen sich jetzt sicher, warum mich dieses Zitat so fasziniert. Die Antwort ist einfach: Diese Sätze wurden von jemandem geäussert, der schon in den 90er Jahren (!) den ganzen Tag bei der Arbeit Badehosen tragen durfte.
Damit sind wir bereits beim Punkt angelangt, um den es in diesem Blogbeitrag gehen soll. Wer meine Gedanken und Beiträge zum Thema Employee Experience kennt, der kennt meinen Grundsatz: Ein modernes Unternehmen sollte sich stets daran orientieren, seinen Mitarbeitenden eine Kultur zu ermöglichen, welche den Leitsatz «weg vom Müssen, hin zum Dürfen» vertritt. Auf unsere Kleidung übertragen lautet dieser Leitsatz wie folgt: Weg mit der Krawatte und her mit den Badehosen.
Damit möchte ich die Badehose nicht pauschal als neues Business Casual betiteln, sondern darauf eingehen, dass die virtuelle Zusammenarbeit der letzten zwei Jahre einen enormen Einfluss darauf hatte, wie ich meinem Kunden, Kollegen oder Chef gegenübertrete. Das möchte ich in den folgenden Zeilen aufzeigen und meine Schlüsse aus der Thematik präsentieren.
«Ein modernes Unternehmen sollte sich stets daran orientieren, seinen Mitarbeitenden eine Kultur zu ermöglichen, welche den Leitsatz «weg vom Müssen, hin zum Dürfen» vertritt.»
Kleidung unwichtig oder Value-Proposition?
Mit der Novelle von Gottfried Keller «Kleider machen Leute» durfte man früh feststellen, dass Kleidung nicht nur dazu da ist, um einen zu wärmen, sondern auch einen gesellschaftlichen Zweck erfüllt. Warum sonst tragen Privatkundenberater bei der Bank Krawatte und nicht Badehosen?
Im Grunde kann man sagen, dass auch die Mode in der Geschäftswelt eine Transformation durchlief. Jedoch muss man das ganze aus zwei Perspektiven betrachten.
Da aufgrund der vermehrten Remotearbeit der Austausch oft nur noch virtuell stattfindet und in den meisten Fällen die Kamera nur das Gesicht zeigt, spielt es im ersten Moment keine Rolle was ich untenherum trage. Oft dient die Kleidung deshalb eher einem praktischen Zweck oder ist beziehungsweise der Tatsache geschuldet, dass viele im Homeoffice direkt vom Bett an den Schreibtisch wandern. Die Gefahr, dass man im Eifer des Gefechts auch mal mehr von sich Preis gibt als man möchte, besteht deshalb natürlich. Aber vermutlich ist das auch nur ein notwendiges Übel, mit welchem man gut leben kann.
Aber wie steht es denn um die Kleiderordnung, wenn eine erhöhte physische Präsenz wieder gang und gäbe ist? Welchen Einfluss hat das New Normal auf unsere Kleiderordnung der Zukunft? Wollen wir zukünftig mit einem Kapuzenpullover beim Kundentermin erscheinen oder in Badehosen ins Büro gehen, weil man am Abend noch am See ist?
Wie hat es Karl Lagerfeld gesagt: «Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren!» – das sind wahre Worte von einem Mann, der in eine Branche tätig war, in welcher Kleidung die Value-Proposition dargestellt hat.
Die Grauzone als Erfolgskonzept
Aber was genau ist denn jetzt richtig beziehungsweise was ist falsch? Ich denke, dass wie in vielen anderen Bereichen, welche durch die neue Arbeitswelt stark betroffen sind, der gesunde Menschenverstand die mit Abstand wichtigste Komponente ist, um gesellschaftlich am Ball zu bleiben.
«Weder Kleidervorschriften noch völlige Auflösung der bisher geltenden und gesellschaftlich anerkannten Normen sind die Lösung: Der Erfolg liegt in der Grauzone.»
Besonders die Unternehmen sollten sich überlegen, ob es heutzutage noch sinnvoll ist den Mitarbeitenden vorzuschreiben, den ganzen Tag Anzug und Krawatte zu tragen, auch wenn es draussen 38 Grad heiss ist. Genauso sind aber auch die Mitarbeitenden angehalten, ihren Kollegen und Kunden mit entsprechendem Respekt gegenüberzutreten. Wenn man morgens um acht Uhr schon sehen kann, dass der Mitarbeitende mit seinen Gedanken jetzt schon wieder Zuhause auf dem Sofa ist, hat das oft einen negativen Einfluss auf das Gesamtbild. Und dieses kann durchaus essenziell sein, um am Ende des Tages in seinem Job erfolgreich zu sein. Deshalb bin ich weder für noch gegen die Badehose auf der Arbeit – es kommt dabei ganz individuell auf den passenden Kontext an. Weder Kleidervorschriften noch völlige Auflösung der bisher geltenden und gesellschaftlich anerkannten Normen sind die Lösung: Der Erfolg liegt in der Grauzone.