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Sandro Rudin07. Juni 20215 min read

Mein Arbeitsalltag als digitaler Nomade

Mein Schreibtisch steht seit über vier Jahren nicht mehr im GARAIO-Büro in Bern, sondern befindet sich wahlweise in Thailand, Australien oder auf den Malediven. Hier berichte ich von meinem vielfältigen Alltag als digitaler Nomade.

Offiziell bin ich eigentlich Software Architekt. Und inoffiziell arbeite ich auch als Consultant, Business Analyst, Entwickler, Tester und einiges mehr. Dies zeigt auch gleich einen der Hauptgründe auf, weshalb mir mein Beruf nach über zwanzig Jahren noch immer Spass macht: Abwechslung. Bei GARAIO werde ich mit verschiedenen Rollen, aber auch mit unterschiedlichen Kunden und wechselnden Technologien konfrontiert. Das stellt sicher, dass der Arbeitsalltag spannend bleibt.

Vertrauen und Verbundenheit mit GARAIO

Auch privat habe ich gerne Abwechslung, weshalb Reisen schon immer eine meiner liebsten Freizeitbeschäftigungen war. Unter anderem deshalb habe ich mich beim Aufbau unserer Aussenstelle in Bulgarien engagiert und mehrmals von dort aus gearbeitet. Diese Erfahrungen haben zur Überzeugung geführt, dass ich fast all meine Tätigkeiten auch Remote verrichten kann. Da ich gerne mehr und längere Reisen unternehmen wollte, habe ich einige Gespräche mit den Verantwortlichen bei GARAIO geführt und konnte sie schliesslich dazu bewegen, mich meine Arbeit künftig aus dem Home-Office erledigen zu lassen. Was mich zu einem der Hauptgründe bringt, weshalb ich nach über 15 Jahren noch immer gerne für GARAIO arbeite: Flexibilität. Die Bedürfnisse und Wünsche der Mitarbeitenden werden ernst genommen und wenn möglich erfüllt. Das schafft Vertrauen und Verbundenheit.

Arbeiten am Strand – oder doch lieber nicht?

Und so habe ich meinen Arbeitsort Anfang 2017 nach Phuket (Thailand) verlegt.

Zusätzlich zu meinem Notebook brauche ich zum Arbeiten im Prinzip nur stabiles Internet und eventuell Strom, dazu eine vernünftige Sitzgelegenheit, um Haltungsschäden wie Rückenschmerzen zu vermeiden. Je nach zu erledigender Arbeit empfehlen sich zudem gewisse Rahmenbedingungen, beispielsweise beim Texte verfassen gerne eine Klimaanlage (damit man bei über 35° nicht schläfrig wird), bei Meetings gerne Windschatten (damit kein Rauschen im Mikrofon zu hören ist), bei Analysearbeiten gerne Ruhe (damit die Konzentration hoch bleibt). Man KANN also am Strand in der Hängematte arbeiten. Will man aber meist nicht.

Zu empfehlen sind eher Shared Workspaces oder öffentliche Räume wie ein Café oder Restaurant. Wer beim Suchen einer Unterkunft auf Grösse, Lage und Aussicht achtet, kann sich meist auch dort einen angenehmen Arbeitsplatz einrichten. Ich buche üblicherweise eine Wohnung oder gar ein Haus über Airbnb, oft mit eigener Terrasse, Garten oder Pool. Mindestens die Hälfte der Zeit arbeite ich von dort aus, den Rest verbringe ich an unterschiedlichen Orten, damit ich etwas entdecken kann und unter die Leute komme.

SandroRudin_George Town

Da lässt es sich gut leben: Aussicht meiner Unterkunft in George Town. 

Viele Orte entdeckt

Entdeckt habe ich bereits im ersten Jahr viel, denn von Phuket aus ging es weiter nach Bali (Indonesien), Kuala Lumpur (Malaysia), Hoi An (Vietnam), Singapore und Perth (Australien). Das Arbeiten hat überall problemlos funktioniert und inhaltlich hat sich an meiner Arbeit nichts geändert. Allerdings kann ich dank der Zeitverschiebung jeden Morgen konzentriert und effizient arbeiten, denn da schlafen die Kollegen in Europa noch. Damit eignet sich diese Zeit auch hervorragend, um neue Releases zu installieren. Am Nachmittag (also am Morgen in der Schweiz) folgt dann der Austausch mittels Videokonferenzen und E-Mails. Und am Abend wird es oft schwierig abzuschalten, da die Kollegen noch während Stunden am Arbeiten sind. Denn wie während der Corona Home-Office Zeit mittlerweile viele gemerkt haben: Das Verschmelzen von Arbeitszeit und Freizeit hat zwar viele Vorteile, birgt aber auch Gefahren. Entgegen meiner Befürchtungen habe ich nach der Umstellung wohl nicht zu wenig, sondern eher zu viel gearbeitet.

SandroRudin_hoi an

Der Traum vom Arbeiten direkt am Strand wird wahr im Strandrestaurant in Hoi An (Vietnam). 

Grösste Herausforderung: Alles muss organisiert werden

Hinzu kommt die Organisationsarbeit für das Reisen: Informationen zusammensuchen, Visa beschaffen, Unterkünfte, Flüge und Fahrzeuge buchen. Digitale Nomaden unterscheiden sich von Expats ja dadurch, dass sie keine Arbeitsbewilligung haben (und brauchen), weil sie nur den Touristenstatus beanspruchen und kein lokales Anstellungsverhältnis eingehen. Entsprechend können sie sich aber auch nur solange an einem Ort aufhalten, wie es die Visabestimmungen für Touristen zulassen (meist 90 Tage). Und weil digitale Nomaden im Gegensatz zu klassischen Backpackern Verpflichtungen nachkommen müssen, braucht es eben die genannte Organisationsarbeit. Zusätzlich zum Tagesgeschäft auch die Organisation zu stemmen und trotzdem genug Zeit zum Geniessen der fremden Umgebungen zu haben, kann eine echte Herausforderung sein.

Dank dieser Organisationsarbeit ging es im zweiten Jahr von Perth aus weiter nach Phnom Penh (Kambodscha), Hua Hin (Thailand), Tokyo (Japan), Rasdhoo (Malediven), Krabbi (Thailand) und Tagaytay (Philippinen). An den Wochenenden, Feiertagen und natürlich während der Ferien kann ich wie normale Touristen die Sehenswürdigkeiten bereisen oder ausspannen. Dazu kommen kleinere Entdeckungstouren am Abend oder auf dem Weg zum Arbeitsort, essen und einkaufen. Klar fühlt es sich manchmal komisch an, am Morgen den Computer aufzustarten und dem normalen Tagesgeschäft nachzugehen, während um einen herum Ferienstimmung herrscht. Klar rückt während der Arbeit das Bewusstsein oft in den Hintergrund, wo ich gerade bin. Aber ein Blick neben den Bildschirm, das Essen oder das ständige Sommerwetter bringen die Erinnerung rasch wieder zurück. Und nach zwei bis drei Monaten an einem Ort stellt sich doch schon ein anderes Gefühl für Kultur und Leute ein als nach zwei bis drei Wochen.

SandroRudin_Phnom Penh

In diesem Shared Workspace in Phnom Penh (Kambodscha) konnte ich gut arbeiten.

Verbindung zur Heimat bleibt bestehen

Das Gefühl für meine Angehörigen und Freunde in der Schweiz, Bern an sich und GARAIO im besonderen hat sich dabei kaum verändert. Wenn ich mit jemandem sprechen will, kann ich dies dank den heutigen technischen Möglichkeiten jederzeit von überall aus praktisch kostenlos mit Ton und Bild tun (natürlich ist dies nicht ganz dasselbe wie ein echtes Treffen, aber doch nahe dran). Wenn ich jemanden "in echt" treffen oder einfach irgendwo hin will, kann ich kurzfristig und kostengünstig dorthin gelangen (natürlich darf dies punkto Umweltschutz hinterfragt werden, ist aber gerade für digitale Nomaden unheimlich praktisch). Und wenn ich Schweizer Käse, Schokolade oder sonstige Spezialitäten will, kann ich diese dank der Globalisierung selbst in vielen abgelegenen Orten kaufen – und wenn nicht, dann online bestellen (natürlich ist diese Entwicklung nicht nur positiv und eine kritische Auseinandersetzung damit durchaus angebracht, für digitale Nomaden aber ein Segen). Dies alles hat dazu geführt, dass ich mich bisher nach Lust und Laune auf Fremdes einlassen und doch gleichzeitig an meinen westlichen Wurzeln festhalten konnte.

So ging es im dritten Jahr von Tagaytay aus weiter nach Langkawi (Malaysia) und Chiang Mai (Thailand). Dort war ein längerer Aufenthalt vorgesehen, da ich mit meiner thailändischen Ehefrau ein Haus bauen will und wir uns als Standort Chiang Mai ausgesucht haben. Aufgrund des Corona-Ausbruchs hat sich dieser Aufenthalt nun noch etwas verlängert, ich musste meine regelmässigen Besuche in der Schweiz und damit auch bei GARAIO aussetzen und habe im Moment gerade keine weiteren Stationen geplant.

Aber auch in Chiang Mai gibt es genug Abwechslung, im Alltag und in der Arbeit. Und einmal mehr ist Flexibilität gefordert, von mir, von GARAIO, von uns allen. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Herausforderung meistern, gemeinsam viele weitere Projekte bewältigen und ich schon bald von weiteren Stationen als digitaler Nomade berichten kann.

Sandro Rudin

Senior Software Architect
sandro.rudin@garaio.com
+41 58 310 70 13

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