Nach all den Jahren der Digitalisierung ist es an der Zeit, die Lehren aus den zahlreichen Vorhaben, welche wir als GARAIO bei unseren Kunden durchführen durften, zu ziehen. In diesem Blogbeitrag analysiere ich unsere Projekte und stelle fest, warum sie erfolgreich waren oder gescheitert sind.
Wie schon im gleichnamigen Film möchte ich diese Analyse in drei Bereich einteilen: The good, the bad and the ugly.
Bevor wir die einzelnen Projekte anschauen, wollen wir die Konklusion gleich vorwegnehmen:
Wir konnten feststellen, dass für eine nachhaltig erfolgreiche Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie die folgenden Faktoren relevant sind:
Einem Digitalisierungsprozess sollte immer eine Vision zugrunde liegen. Digitalisierung nur um der Digitalisierung willen macht keinen Sinn und wird von den Mitarbeitenden auch nicht getragen.
Ohne Support von "ganz oben" wird es nie möglich sein, ein Unternehmen zu digitalisieren. Ich möchte an dieser Stelle noch weiter gehen und festhalten, dass bei erfolgreichen Vorhaben die Initiative von der Geschäftsleitung oder vom Verwaltungsrat ausging!
Unterteilen Sie das Digitalisierungsvorhaben in kleine verdaubare Einheiten und setzen Sie diese agil in enger Zusammenarbeit mit den betroffenen den Mitarbeitenden um. Die Lösungen müssen keineswegs perfekt sein und auch der gesunde Menschenverstand (XMV) darf nicht zu kurz kommen. Prozesslücken werden immer wieder gerne als Entschuldigung zum nicht digitalisieren verwendet, sind aber in der Realität gar nicht so schlimm.
Digitalisierung ist kein Vorhaben, welches von der IT alleine voran getrieben werden sollte. Involvieren Sie die betroffenen Mitarbeitenden so stark und früh wie möglich und erhöhen Sie dadurch die Erfolgschancen. Vertrauen in Menschen ist der Schlüssel zum Erfolg! Oft können aber auch versteckte Widerstände vorliegen, welche erst sehr spät herausgefunden werden und somit ein grosses Risiko für den Erfolg darstellen.
Denken Sie bei der Digitalisierung in Ökosystemen. Wie werden Kunden, Partner oder Mitarbeitende in den Prozess eingebunden? Welches System können in die Lösung eingebunden werden respektive wie können Sie bestehende Systeme öffnen?
Nun ist es an der Zeit, konkrete Projekte zu analysieren und so die oben genannten Erfolgsfaktoren zu validieren:
Die Geschäftsleitung eines grossen bundesnahen Kunden im Raum Bern hatte die Vision, den gesamten Kernprozess papierlos zu gestalten. Der dadurch gewonnene Platz sollte für neue Büroräumlichkeiten genutzt werden. Dabei sollte die bestehende Organisation nicht sofort angepasst und die bestehenden Systeme (SAP) weiterverwendet respektive besser in den Prozess eingebunden werden.
Das Vorhaben wurde in mehrere Phasen unterteilt und lief über mehrere Jahre.
Um keine Mitarbeitenden auf der Digitalisierungsreise zu verlieren, wurde bewusst auf einen Big Bang Ansatz verzichtet, sondern die Neuerungen in kleine Häppchen verteilt eingeführt.
Weshalb ist das ein gutes Beispiel?
Ein weiteres sehr gelungenes Beispiel ist das Digitalisierungsvorhaben einer grossen Versicherung.
Ziel war es, die Backendsysteme vollständig von den Front End Lösungen zu entkoppeln, um so eine Architektur zu schaffen, in welcher Prozesse von und zu den Kunden digitalisiert und neue Businessmodelle umgesetzt werden können.
Als Architektur wurde MACH verwendet, dessen Aufbau ich bereits in diesem Artikel beschrieben habe.
Gerne verweise ich an dieser Stelle auch auf ein Webinar, welches wir zum Thema Ökosysteme durchgeführt haben.
Ich erachte dieses Beispiel aus den folgenden Gründen als "good":
Für die interdisziplinäre Abklärung von Tumorfällen durften wir für eine Klinik eines grossen Spitals das Tumorboard umsetzen. Darin werden die niedergelassenen Ärzte direkt an das Spital angebunden. Fälle können so ohne administrative Hürden sehr schnell besprochen werden, was sich positiv auf die Behandlung der Patienten und deren Zufriedenheit auswirkt.
Generell beurteile ich die Lösung als sehr gutes Beispiel eines Digitalisierungsvorhabens, welches mit einer klaren Vision der Klinikleitung initiiert und umgesetzt wurde.
Trotzdem gibt es einige Punkte, welche das Projekt im Bereich "bad" ansiedeln:
Die Konzernleitung eines grossen Schweizer Unternehmens hatte sich entschieden, ihre Sitzungen elektronisch durchzuführen. Dabei sollte die Administration und Abwicklung der wöchentlichen Sitzung vollständig papierlos geschehen.
Das Projekt sollte alle bestehenden Stakeholder mit einbeziehen und wurde von der Konzernleitung unterstützt.
Die Idee hinter dem Vorhaben finden wir sehr gut, aber während der Durchführung gab es doch einige Entscheide, welche mich veranlassen, diese Lösung in der Kategorie "ugly" aufzuführen:
Ich bin überzeugt, dass die oben genannten Erfolgsfaktoren und hier insbesondere die Unterstützung durch die Führungscrew ein Digitalisierungsvorhaben immer zum Erfolg führen. Sind aber insbesondere auf der Führungsstufe (versteckte) Widerstände vorhanden, so ist ein Misserfolg schon fast vorprogrammiert.